Andrea Wardin ist in Rhade keine Unbekannte. Fast 21 Jahre ging sie dort – wie auch an anderen Bildungsstätten – als Förderschullehrerin der Zevener Janusz-Korczak-
Schule im Zuge der Inklusion quasi ein und aus. „Ich hatte ganz schnell das Gefühl, wir kommen gut miteinander klar.“
Es sei eigentlich immer um Verlässlichkeit, Transparenz und Offenheit gegangen. „Ich habe mich hier immer wohlgefühlt“, sagt Andrea Wardin. Sie habe einige Schulen erlebt. „Aber ich brauche einen Standort, eine Heimat“, sagt sie. Außerhalb der Janusz-Korczak-Schule und des mobilen Dienstes Autismus war dies die Grundschule in Rhade. Das führte letztlich nach längerem Überlegen zu dem Schritt, sich für die Stelle der Rektorin zu bewerben. „Ich fühle mich in dem Primarstufenbereich zuhause.“
Doch von Anfang an: Die Pädagogin stammt aus Eckernförde in Schleswig-Holstein, absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Erzieherin. „Für mich war die Ausbildung gut. Ich habe deutlich an Selbstbewusstsein gewonnen“, erinnert sie sich. Sie entschied sich für ein Studium der Sonderpädagogik in Kiel – Deutsch und Religion an der Pädagogischen Hochschule sowie am Heilpädagogischen Institut drei weitere Fachrichtungen: Lern-, Sprachbehinderten- und Verhaltensgestörten-Pädagogik. „Das heißt heute wahrscheinlich anders“, sagt sie schmunzelnd.
Nach Studium und Referendariat kam sie im Februar 1998 als Förderschullehrerin an die Janusz-Korczak-Schule in Zeven. Nun also ist sie Rektorin in Rhade. „Das ist ein etwas anderer Blick“, sagt Andrea Wardin. Sie weiß, wie ihre Kolleginnen arbeiten. „Ich kenne sie alle aus dem Unterricht.“ In den ersten Wochen war sie sogleich als Schulleiterin und mit ihrer Erfahrung im sozialpädagogischen Bereich gefragt, um Turbulenzen zwischen einzelnen Schülern und mit Eltern zu schlichten, viele klärende Gespräche zu führen. Mit Erfolg. Die Wogen haben sich geglättet.
Schüler als Streitschlichter
Inzwischen gibt es auch Schüler als Streitschlichter an der Grundschule, sodass die Kinder Ansprechpartner haben, um Konflikte schnell lösen zu können.
Die neue Rektorin fühlt sich in Rhade „nett und mit großer Freude aufgenommen“. Andrea Wardin: „Wir haben alle ein gemeinsames Ziel: Wir wollen inklusiv arbeiten, wir wollen gut mit den Kindern arbeiten und sind ein gutes Team.“
An einem Strang zu ziehen, wie der Unterricht oder der Umgang mit den Kindern gestaltet werden könnte, Verbesserungspotenziale auch unter Einbindung der Schulsozialarbeiterin zu heben, sind Ziele. Besondere Herausforderungen als Rektorin sieht sie neben der eigenverantwortlichen Schule und der Budgetierung vor allem darin, die Inklusion gut zu gestalten, die Unterschiedlichkeit der Schüler unter einen Hut zu bekommen.
„Es wird eine immer größere Herausforderung, wirklich allen Kindern gerecht zu werden.“ Dabei laufe die Kooperation mit der Helga-Leinung-Schule der Lebenshilfe „wirklich gut“, wie die Rektorin betont.
Die Grundschule Rhade ist einzügig und hat rund 70 Schüler. „Jeder Lehrer kennt jedes Kind“, nennt Andrea Wardin ein Plus. Auch die Mädchen und Jungen kennen einander. Viele Kinder profitierten von der überschaubaren Struktur. „Jeder kennt jeden. Das finde ich total schön.“
Schwieriger sei es für das Kollegium, dass sich viele Aufgaben auf wenige Schultern verteilen. Das schulische Umfeld aus Eltern und Förderverein empfindet die Rektorin als „sehr unterstützend und offen. Das ist einfach klasse“. Sich selbst sieht die Rektorin als Teil eines Teams. „Ich bin der Kopf, aber wir gemeinsam müssen die Schule weiterentwickeln.“ Denn der gemeinsame Weg und der inklusive Gedanke mache die kleine Schule in Rhade aus.