Von echten und falschen Freunden

Von echten und falschen Freunden

 

igel„Geheimsache Igel“: Theater zur Gewaltprävention beeindruckt Rhader Grundschüler – Stück will Selbstbewusstsein der Kinder stärken

Von Lutz Hilken

Rhade. „Nein“, möchte der Zuschauer ihr zurufen. „Neeeiiiiinnn, tu‘s nicht!“ Doch das eigentlich ausgesprochen fröhliche Mädchen steigt in diese unheimlich wirkende blaue Kiste – „Krümel“ traut sich einfach nicht, Nein zu sagen, den vielen Versprechungen zu widerstehen. Der Deckel schließt sich, das Mädchen ist verschwunden. Eine dramatische Szene aus dem Theaterstück „Geheimsache Igel“, das die Erst- bis Viertklässler in der Grundschule Rhade sahen.

Die Bühne ist schlicht und in Gelb gehalten. Eine gelbe Kiste, eine Sonnenblume, eine gelbe Gießkanne vor gelbem Vorhang, viel mehr braucht es nicht an Requisiten. Teresa Baumert tritt vor ihr junges Publikum, schlüpft in ihr gelbes Kleid und damit in die Rolle von „Krümel“.

Das lebensfrohe Mädchen strahlt, ist ausgelassen, besonders an der Seite seines besten Freundes „Wurzel“, dargestellt von Richard Zapf. Sie tanzen miteinander lachen, spielen, haben Freude, halten zusammen. Als „Krümel“ das Jonglieren mit Bällen misslingt, amüsieren sich zwar die Kinder im Publikum, doch das Mädchen ist traurig.

In ihrer Verzagtheit findet sie Zuflucht beim Kuschel-Igel. Auch der liebenswürdige „Wurzel“ tröstet sie. „Du musst mehr üben“, rät der Junge. „Übung macht den Meister.“ Er weiß, wovon er spricht, denn auch „Wurzel“ will nicht alles gelingen, etwa als er Schnee zaubern möchte. Er geht seines Weges, um selbst zu üben.

„Krümel“ ist traurig, als ihr das Jonglieren abermals misslingt, wenngleich sie vom Wesen her ein lebenslustiger Mensch ist – bis ein Fremder auftaucht, der vorgibt, sie zu kennen. „Naaaaa? Du bist doch Krümel, nicht wahr?“, fragt er in heimtückischem Tonfall. „Erzähl mir, warum du traurig bist. Ich erzähle es auch nicht weiter“, bietet er scheinheilig Hilfe an. „Du hast mit den falschen Bällen gespielt“, behauptet er, gibt ihr eine blaue Gießkanne, dreht die vormals gelbe Kiste um und verwandelt sie in eine blaue, bringt überhaupt sehr viel Blau in ihr Leben. Selbst auf den schwachen Hinweis von „Krümel“, dass doch Gelb ihre Lieblingsfarbe ist, hört der Fremde nicht auf sie. „Wir werden Freunde“, sagt er, doch seine Nähe ist ihr unheimlich. Er lockt mit Playstation, Schokolade. „Alles was du möchtest“, damit sie in seine blaue Kiste steigt. Er setzt sie unter Druck und droht sogar: „Du möchtest doch nicht, dass deinem Igel etwas passiert?“ Das Mädchen gibt nach und steigt – in der Aula ist es mucksmäuschenstill – tatsächlich in die unheimliche Kiste. „Das bleibt unser Geheimnis“, verlangt der Fremde.

Versprechen nicht gehalten

Als sie herauskommt, ist „Wurzel“ verstört, der Unbekannte hat seine Versprechen nicht eingehalten. Sie wendet sich an ihren Igel: „Er hat gesagt, wir spielen. Aber das war gar nicht so. Was mache ich denn jetzt?“ Die Lösung: Einen wahren Freunde anrufen. „Wurzel“ ist erschrocken: „Warum hast du nicht ,Nein‘ gesagt“, fragt er seine Freundin. Und trainiert mit ihr, eben dieses laut und deutlich zu tun, wenn sie etwas nicht möchte.

Am Ende schreien alle Grundschüler lautstark „Nein“. „Wurzel“ findet: Das fühlt sich gut an. In Zukunft wird sie ihre Meinung sagen. Das ist ein Ziel des Theaterstückes. Es soll Kindern das Selbstvertrauen vermitteln, sich zu behaupten, eigene Grenzen zu erkennen, sich zu wehren. Ein analysierendes Gespräch mit den Kindern ergänzte die Vorführung.

Falscher Freund: Ein für „Krümel“ fremder Zeitgenosse sucht ihre Nähe und verspricht ihr das Blaue vom Himmel, hält es aber nicht und spricht sogar Drohungen aus, falls sie nicht tut, was er ihr sagt.

 

Quelle Zevener Zeitung vom 25.09.2014